Flugräume

Fotomontagen / Fotomalereien 2020

 

 

 

 

 

Im Werk Eva Borners nehmen Arbeiten mit Fotomontagen einen wichtigen Platz ein. Diesen Bildern ist eine von ihr bewusst gestaltete malerische Qualität eigen, die durch den Druck auf Büttenpapier noch verstärkt wird. In diesen «Fotomalereien» schafft die Künstlerin traumartige Welten, in denen sich Innen- und Aussenräume durchmischen. Der französische Philosoph Gaston Bachelard hat die Psyche des Menschen mit einem Haus und dessen verschiedenen Räumen verglichen. Die Zustände des Gebäudes – Bau und Verfall, Belegung und Leerstand – seien Metaphern für Prozesse der Psyche. In diesem Sinne können die Fotomalereien von Eva Borner mit dem Unbewussten in Verbindung gebracht und als bildlich ausgedrückte Gefühle gelesen werden. In Flugräume durchqueren Vögel Innenräume, befinden sich im Anflug oder sitzen wie selbstverständlich auf der Lehne eines Stuhles. Bröckelnde Wände werden zum offenen Himmel, Holzböden verwandeln sich in Wasser, und einige Koffer stehen wartend herum; nichts scheint stabil. Die Bilder erwecken Fantasien von Flucht und Unterschlupf sowie ein ambivalentes Gefühl von Freiheit oder der Sehnsucht nach ihr. Die Aufnahmen der Innenräume sind in einem alten, verlassenen Hotel in Thessaloniki entstanden, das vor dem Zweiten Weltkrieg einer jüdischen Familie gehörte. Die in dieser Serie herrschende Stimmung wurde jedoch nicht nur durch dieses Wissen geprägt, sondern widerspiegelt auch die Erfahrungen der Isolierung im ersten Lockdown der Corona-Pandemie, als die Fotomalereien entstanden sind. (Eveline Schüep)

 

Flugräume (Flight Spaces), 2020

"Photomontage plays an important role in Eva Borner’s oeuvre. The painterly quality of the images is enhanced by the handmade paper they are printed on. In these “photo paintings”, the artist constructs dreamlike worlds in which interior and exterior space is intermingled. The French philosopher Gaston Bachelard has compared the human psyche to a house and its various rooms and the conditions of a building – its construction and deterioration, occupancy and vacancy – as metaphors for processes of the psyche. In this respect, Borner’s photographic paintings can be associated with the subconscious and read as pictorially expressed feelings. In Flugräume, birds traverse interiors in flight, or are casually perched on the back of a chair. Crumbling walls are transformed into open skies, wooden floors turn into water, and several suitcases stand around in wait. Nothing seems stable. These images evoke fantasies of flight and shelter, as well as an ambivalent sense of freedom or the desire thereof. The photographs of the interiors were taken in an old abandoned hotel in Thessaloniki, which belonged to a Jewish family before World War II. The prevailing ambience in this series, however, was not shaped by that knowledge alone, but also reflects the isolation experienced in the first lockdown of the Corona pandemic, when the photo-paintings were made.